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crh 2012 07 12

"Kritik" am Aufruf der 172 Ökonomen.

"Criticism" of the plea voiced by 172 Economists.

Die öffentliche "Kritik" an (oder besser: Beschimpfung) der 172 (inzwischen 200) Wirtschaftswissenschaftler ist insbesondere angesichts der Grundlagen-Veröffentlichungen von Hans-Werner Sinn und anderen unsachlich und kläglich. Es wäre Sache der zur politischen Führung gehörenden "Kritiker" genau zu entwickeln und zu begründen, wie die europäische Überschuldung zu reduzieren, die Leistungsbilanzprobleme zu bewältigen sind, und welche gesicherten Ergebnisse die Belastung der Gebervölker mit zustzlicher Überschuldung durch Übernahme der Schulden fallierender Länder gerechtfertigt sein und wie diese Last begrenzet und differenziert werden soll, auch wie schließlich Wohlstand und Stabilität in Griechenland, Portugal, Italien realistischer Weise gegenüber Gefahren weiter wachsender Defizite gesichert werden können. An einer Bewältigung dieser selbstverständlichen Aufgaben einer demokratischen Regierung fehlt es weit. Schlimme Aussichten für Demokratie werden durch den verbreiteten Mangel an Interesse an einer schicksalsschweren Politik eröffnet, auf den auch hindeutet, dass bei "Bürgerwille" immer noch nur ca 18.000 unterschrieben haben. The abject "criticism" (or rather defamation) directed against the 172 (now 200) economic scientists lacks objectivity, particularly in view of the basic contributions published by Hans-Werner Sinn and others. It would be the task of the "critics" as part of the political leadership to develop and reason precise ideas how to reduce the European over-indebtedness, how to tackle the trade balance problems, which secure results justify the burdening of the aid-producing peoples with additional opver-äindebtedness by taking over debts of failing countries, how this burden is to be limited and differntiated and also how eventually well-being and stability of Greece, Portugal, and Italy can be realistically secured against the odds arising from continually growing deficits. This task, which should be a matter of course for a democratic government, is far from being fulfilled. Niegative prospects for democracy become appearant by the widespread lack of interest in a fateful policy, which is indicated by still no more than app. 18.000 having signed Bürgerwille" so far.
Die Bundesregierung schimpft die einfachen und klaren Schlußfolgerungen der 200 Ökonomen als Schreckgespenst und Horrorszenario. Aber die Forderung an den deutschen Steuerzahler Schulden anderer zu übernehmen wird von ihr und anderen europäischen Regierungen nicht anders begründet als mit dem Schreckgespenst eines Zusammenbruchs des Bankensystems, des Eurosystems oder gar der europäischen Union. Es ist Zeit, daß die Bundesregierung sagt, wodurch alldas droht, was die Ursachen sind, warum sie nicht beseitigt werden können und was genau ohne die deutsche Schuldübernahme geschehen würde. Auf dieser Basis hätte sie längst entwickeln müssen, was dann zur Wohlfahrts- oder Existenzerhaltung geschehen müßte. Die Behauptung, zur Schuldenübernahme gebe es keine Alternative, wäre zumindest mit einer Darlegung, daß dadurch das eigene Schreckgespenst der europäischen Regierungen mit Sicherheit unschädlich gemacht würde, und mit einer Beschreibung der Folgen und Risiken der Schuldübernahem zu verbinden. Selbst so ergänzt bliebe die Behauptung der Alternativlosigkeit nicht nur ein Armutszeugnis sondern ein Zeugnis für vollkommenes Versagen der Bundesregierung.

Beim Publikum hat das Schreckgespenst der Regierungen die Gestalt geschlossener Bankschalter. Hat die Regierung dieser Drohung nichts entgegenzusetzen ? Was würde sie denn tun, wenn sich alle systemrelevanten Supermarkt- oder Tankstellenunternehmen derart verschulden würden (z.B. um Immobilien zu kaufen oder Honorare oder Prämien zu zahlen), daß sie ohne Übernahme dieser Schulden durch die Steuerzahler ? Was würde die Bundesregierung denn tun, wenn sich alle Supermarkt- oder Tankstellenunternehmen derart verschulden würden (z.B. um Immobilien zu kaufen oder bestimmte ihre Filialen schließen müßten ? Wüßte sie das nicht, wäre der deutsche Steuerzahler unbegrenzt erpreßbar.
The German government blames the simple and clear conclusions of the 200 economists as a frightening ghost or horrorscene. But the governments reasons its demand at the German taxpayer to take over debts not otherwise than by drawing attention to a frightening ghost of a breakdown of the banking system, the Euro-system or even the European Union. It is time for the government to explain, why such threats exist, which are their causes and why they cannot be removed and exactly what would happen without the German takeover of debts. The government would have been obliged since a long time to develop on the basis of such deliberations, what would have to be done to protect welfare or existence in such a case. One would expect that the contention of no alternative existing to the takeover of debts should be supplemented with an explanation why the ghost would thereby be securely disarmed, and with a description of the results and risks from the takeover of debts. Even so supplemented, the contention would remain evidence not only of incapacity but of complete failure of the government.

To the public, the government’s ghost appears in the guise of closed bank counters. Is there nothing the government could do to prevent it ? What would the government do if all system-relevant supermarket or petrol-station companies would take up credits (e.g. in order to buy immobile property or pay honorariums or bonuses) to such an extent that they would have to close their stores or stations unless the taxpayers took over their debts ? Should the government not know, the German taxpayer would be subject to unlimited blackmail.
Die Diskussion droht vom Kernproblem der Schuldenspirale abzulenken. Eine Verhinderung massiver Schuldübernahme steht zwar an erster Stelle auf der Dringlichkeitsliste. Ohne Beendigung der laufenden Mehr-Überschuldung hilft aber auch das nichts. Bei der Staatsverschuldung muß unterschieden werden zwischen der Finanzierung dauerhaft rentabler Anlagen, Umverteilungs-Finanzierung und Nothilfe. Sie müssen unterschiedlichen Voraussetzungen und Grenzen unterliegen. Der demokratische Steuerzahler hat Anspruch auf Information, welchen Teil seines Erwerbseinkommens genau er an wen und warum transferieren oder kaum gesichert ausleihen soll. The discussion tends to deviate from the basic problem of the debt spiral. While exclusion of massive takeover of debts heads the list of urgency, this exclusion will not help without terminating the policy of current additional over-indebing. As concerns State debts, a difference must be made between financing assets of permanent profitability, financing consumption by way of re-distribution, and emergency aid. They must be subject to different prerequirements and limitations. The democratic taxpayer is entitled to be informed which part of his earnings exaktly he is supposed to transfer or to lend without really secure security to whom and why.